21.08.2016 Silistra - Dunareni
Falk Bruder übernimmt am Vorabend die Fahrtenleitertätigkeit für die deutsche Gruppe von Roland Stelzer. Vielen Dank an Roland für die hervorragende Arbeit in Bulgarien.
Grenzkontrolle auf bulgarischer Seite um 7 Uhr morgens. Nach einer halben Stunde ist alles erledigt und die gesamte TID-Gemeinschaft paddelt geschlossen nach Calarasi auf die rumänische Seite. Dort werden alle mit frisch gebrühtem Kaffee, Keksen und freundlichen Worten willkommen geheißen. Leider gibt es neue Bestimmungen für die rumänischen Grenzposten. Aufwändig werden alle Pässe erneut eingesammelt, mit den Listen abgeglichen und dann zur elektronischen Weiterverarbeitung in den Grenzposten mitgenommen. Bis die Pässe zurück sind und alle zur Weitertfahrt starten können, dauert es leider seine geraume Zeit, die mit mehr oder weniger Geduld von den Teilnehmern "abgesessen" wird.
Die Fahrt nach Dunareni verläuft ereignislos. In Dunareni werden wir mit guter Fischsuppe und kalten Getränken empfangen. Der rumänische Fahrtenleiter Sorin hat ausreichend Geld für erste Geldwechselaktionen bereit, auch sonst läuft alles bestens. Manche TID-Teilnehmer zelten am Sandstrand auf der Insel gegenüber und kommen zum Essen etc. aufs "Festland".
22.08.2016 Dunareni - Seimeni
Leider wurden nachts die Bäume, unter denen wir zelten, verschoben und ein TID-Teilnehmer rennt in stockdunkler Nacht gegen einen Baum. Der Unfall wird fachmännisch erstversorgt und am nächsten Morgen sind außer den Blessuren im Gesicht keine weiteren Schäden zu verzeichnen.
Die Strecke der Donau ist recht nett, es gibt eine Brücke bei Kilometer 301, ein unverhoffter Anblick, denn die zwei Brücken auf den über 500 Kilometern in Bulgarien sind kaum ins Gewicht gefallen. Das Camp liegt bei km 292, nicht wie aus der rumänischen Beschreibung zu entnehmen, bei km 289. So ist die Tagesetappe um drei Kilometer kürzer, allerdings müssen wir diese Kilometer am nächsten Tag "nachholen". Tagsüber ist es heiß, abends kühlt es durch ein Gewitter merklich ab. Wetterleuchten die ganze Nacht!
23.08.2016 Seimeni - Harsova
Die Etappe nach Harsova ist extrem windig und wellig, so dass für die herrliche, landschaftlich abwechslungsreiche, Strecke kaum Zeit zum Genießen bleibt. Trotzdem für mich eine der drei besten Tage auf der 61. TID (die anderen beiden: Tag 14 durch die Wachau von Aggsbach-Markt bis Mautern in österreich und Tag 46 von Donji Milanovac nach Tekija in Serbien).
Ein Ausfall bei den deutschen Teilnehmern durch akute Magenbeschwerden und eine "Rettungsaktion" eines gestrandeten Teilnehmers, die Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit der rumänischen Fahrtenleitung zu aller Zufriedenheit gelöst wird.
Harsova beeindruckt durch die herrliche Lage mit der alles beherrschenden, russisch "angehauchten", Kirche auf dem hohen Hügel und der beeindruckenden Gastfreundschaft der einheimischen Bevölkerung, die alles für die TID benötigte Material an den Donaustrand geschafft hat.
Die ganze Nacht heftiges Gewitter, das im Camp wenig Schäden hinterlässt, allerdings die "Küche" und das "Esszimmer" verwüstet. Am Morgen rückt die Aufräumcrew an und wir verlassen den schönen Platz.
24.08.2016 Harsova - Stancuta
Ein zweiter Tag, der aufgrund der heftigen Nordwestwinde und der dadurch entstehenden Wellen in Erinnerung bleiben wird. Eine zweite Brücke bildet am Donaukreuz eine wichtige Orientierungshilfe: nach der Brücke unbedingt links halten: wer rechts fährt, trifft erst zwei Tage später wieder auf die Gruppe. Alle fahren richtig und kommen trotz der widrigen Bedingungen gut in Stancuta an. Der Bürgermeister und Gastgeber höchstpersönlich teilt die Fischsuppe an die müden und hungrigen Teilnehmer aus. Tipp von der rumänischen Fahrtenleitung für den nächsten Tag: "start early!" - Wasser auf die Mühlen der TID-Paddler, die schon seit Ingolstadt vor Sonnenaufgang mit Zeltstangen, Töpfen und Lukendeckeln klappern.
25.08.2016 Stancuta - Braila
Der dritte Tag in Folge, der das Paddeln durch starke Nordwestwinde zur Herausforderung macht. Die meisten nutzen den Rat, früh zu starten und die "Windlücke" bis ca. 10 Uhr zu nutzen, allerdings kommt keiner ganz "ungeschoren" davon. Der Wind ereilt einen früher oder eben später.
Hoher Besuch dann im Camp von Braila, schön am Rand der Uferpromenade und in naher Entfernung zur Einkaufsstraße und den Läden des Ortes gelegen: der neue Bürgermeister höchstpersönlich kommt im Camp vorbei, begrüßt die Landesvertreter und lässt sich über die Strecke, die Besonderheiten und die Geschichte der TID aufklären. Im nahen Rerstaurant gibt es dann für alle Teilnehmer ein leckeres Abendessen.
26.08.2016 Braila - Luncavita
Auch die Strecke bis Luncavita ist vom Wind geprägt, der nun schon den vierten Tag in Folge kräftig aus Nordwest bläst. So ist es wieder ein anstrengender Kampf mit den Wellen bis dann in Galati die Donau "endlich" nach Osten abknickt und der Wind seitlich (oder auf kurzer Strecke sogar von hinten) schiebt. Nur noch eine kurze Strecke nach Nordost muss noch mal absolviert werden, dann geht es endgültig Richtung Südost zum Scharzen Meer. In der scharfen Rechtskurve bei Meile 77 treten die beiden Nicht-TID-Länder Moldawien und Ukraine ans linke Donauufer: tunlichst entlang des rechten Ufers halten, die rumänische Grenzpolizei passt auf, führt eine Passkontrolle auf dem Wasser durch und unter Beobachtung erreichen wir Luncavita.
Dort wird von den Einheimischen wieder alles aufgefahren, was Küche und Keller so hergeben: Fischsuppe, Bohnensuppe, Krautsalat, Gegrilltes, kühle Getränke, Melonen zum Nachtisch. Außerdem unterhält uns die Tanzgruppe Dobrudscha mit ihrer bunten und lebensfrohen Darbietung.
27.08.2016 Luncavita - Tulcea
Landschaftlich eher von der eintönigen Sorte beginnt diese Etappe sehr ruhig und relaxed: wissen doch alle, dass es erst um 17:15 Uhr einen gemeinsamen Start bei Meile 40 kurz vor Tulcea geben soll und so die TID zum festen Programmpunkt des Stadtfestes ROWMANIA wird. Ich freue mich, dass die deutsche Gruppe geschlossen an diesem Programmpunkt teilnimmt und so treibt eine Armada aus über 50 Booten an der Stadtpromenade von Tulcea entlang. Das Aussteigen am Ponton gestaltet sich etwas hektisch, aber schließlich sind alle an Land, haben ihr T-Shirt bekommen und sind auf der Bühne vom Publikum beklatscht worden. Sonderapplaus für unsere älteste Teilnehmerin mit 85 Jahren.
Das Camp in Tulcea liegt etwas flussab am anderen Ufer, aber ein kostenloser Fährdienst bringt dann alle Teilnehmer wieder in die Stadt zurück, wo es zu Essen und zu Trinken gibt. Außerdem gibt es ein gutes Musikprogramm bis spät in die Nacht. Nur die letzte Fähre um 23:30 Uhr nicht verpassen!
28.08.2016 Ruhetag Tulcea
Während die einen sich von der TID bis Sfantu Gheorghe abmelden und die Etappe bis Murighiol am Ruhetag unter den Kiel nehmen, betätigen sich die anderen sportlich: entweder Einkäufe für die nächsten beiden Tage ins Camp schleppen oder beim Canotka Rennen im Rahmen des ROWMANIA Festivals teilnehmen. Das Team TID belegt einen guten siebten Platz (man muss ja nicht unbedingt erwähnen, dass es insgesamt nur sieben Teams gab ...). Aber Spaß hatten alle, ein Gratis-T-Shirt wurde durchgeschwitzt und eine Urkunde gab´s vom rumänischen Lokalpaddelhelden Ivan Patzaichin (https://de.wikipedia.org/wiki/Ivan_Patzaichin) obendrauf.
29.08.2016 Tulcea - Murighiol
Wer wollte, konnte die erste der großen Donauschleifen ausfahren, was 17 Kilometer extra auf den TID-Tacho bringt. Viele nahmen jedoch die Abkürzung nach Murighiol und einige blieben gleich in Mahmudia im Hotel. Ansonsten ein schöner Paddeltag, der vorletzte "richtige" - das Schwarze Meer kommt unaufhörlich näher.
Das Camp am Donauufer bei Km 64 ist ohne jeden Komfort. Dafür unterhielten die serbischen Sportfreunde ein Lagerfeuer bis spät in die Nacht. Die lautstarke Unterhaltung daran brachte den meisten aber keine Freude.
30.08.2016 Murighiol - Sfantu Gheorghe
Auch die letzte große Strecke konnte je nach Kraftreserven, Lust und Laune individuell gestaltet werden: fünf weitere Donauschleifen laden für Extraentdeckungen ein. Wer abkürzen möchte, paddelt die Durchstiche. So sind individuelle Streckenlängen zwischen 44 und 60 Kilometern drin.
Kurz vor Sfantu Gheorghe erhascht man den ersten Blick auf die Weite des Schwarzen Meeres, das Ziel ist nahe. Zuvor aber erlaubt der kleine Ort ein leckeres Abendessen in einem der Restaurants, gute Einkaufsmöglichkeiten und für die, die des Zeltens überdrüssig sind, bequeme Hotelbetten.
31.08.2016 Ruhetag Sfantu Gheorghe
Gegen 10 bricht fast die gesammelte Mannschaft der Donaupaddler zu den letzten vier Kilometern an die Schwarzmeerküste auf. Die Stimmung am Strand ist gut, auch wenn die erneut frische Brise aus Nord keine Befahrung über die Brandungszone hinaus zulässt. Aber es gibt dennoch glückliche Gesichter allerorten, mit Sekt wird auf den Erfolg angestoßen und dann stürzen sich viele zum Bad in die Fluten.
Die Rückfahrt ist wieder mal Schwerstarbeit gegen den Wind und die Donauströmung. Weitere Schwerstarbeit ist dann das Beladen des Schiffes "Maramures", das uns am nächsten Morgen nach Tulcea zurückbringen soll. Extradank an die rumänischen Sportfreunde, die das reibungslos im Griff hatten und an alle Helfer.
Am Abend dann eine rauschende Abschlussparty der 61. TID im Lokal "Cherhanaua Veche" mit Auszeichnungen für die Durchpaddler und Urkunden für alle Teilnehmer in Rumänien. Es wird gefeiert, getanzt, geredet, gegessen und getrunken bis in die Morgenstunden.
01.09.2016 Heimfahrt
Pünktlich um sieben legt das Schiff in Sfantu Gheorghe ab. Eine Nachzüglerin kommt noch angesprintet, aber der Kapitän kennt keine Gnade. Die junge Dame greift verzweifelt zum Telefon, sie gehört auch nicht zur bunten Gesellschaft der TID. Die sind alle an Bord. Bis auf Paul, der Richtung Istanbul weiterrudern möchte: http://rudertour.auslandsblog.de/
Die fünf Stunden Fahrt (für die wir stromabwärts zwei Tage gebraucht haben...) bringt uns an den schönen Stellen des Sankt-Georg-Arms vorbei. Erinnerungen werden wach, die Stimmung an Bord ist gut, obwohl wir der Donau Lebewohl sagen müssen.
In Tulcea geht das Ausladen der vielen Boote dank vieler Hände flott vonstatten. Abschiede von den Freunden aus allen Donauländern passieren kurz oder manchmal leider auch gar nicht, denn jeder ist beschäftigt, seine Siebensachen zusammenzusuchen, Autos und Anhänger zu beladen und reisefertig zu werden. Auch der deutsche TID-Bus steht schon bereit und wird schnell mit Mensch, Material und Booten beladen. Dann stehen uns viele Stunden Heimfahrt bevor. Die Erinnerung an die vielen Tage Freiheit auf Europas großem Strom hält an.
Die Heimfahrt ist ereignislos. Zum Glück kommen wir mit unseren beiden Fahrern Hans und Peter (ab Wien dann mit Josef...) von der Firma Seitz gut und sicher durch Rumänien, Ungarn, österreich. Manch Abschied voneinander fällt schwer, aber irgendwie freut man sich auch auf Zuhause. Die 61. TID ist Geschichte, das 46. TID-Freundschaftstreffen in Leipzig steht bevor (alle Infos hier:
http://www.tour-international-danubien.de/treffen.php). Eine gute Gelegenheit, sich wieder zu sehen. Die ersten Anmeldungen sind schon eingegangen!
- Artikel aus einer Beilage der "Augsburger Allgemeine" am 22.02.2019 von Christian Doser